Oldtimer-Classic-Rallye im Fränkischen Seenland: Hautnah Dabei!
Schon immer haben mich Rallyes fasziniert. Insbesondere die, bei denen Oldtimer antreten. Es ist schon etwas anderes als Klassiker, die lediglich bei schönem Wetter gefahren werden. Hier dürfen das alte Eisen und die Fahrer zeigen, was in ihnen steckt. Kürzlich wurde ich vom Veranstalter der fünften Oldtimer-Classic-Rallye im Fränkischen Seenland zur Jubiläumsrallye eingeladen. Tilo Macht, Spezialist, wenn es um Mitsubishi geht, und Besitzer der wohl größten Mitsubishi-Sammlung Europas, ist durch diesen Blog auf mich aufmerksam geworden und bot mir an, hautnah dabei zu sein. So durfte ich als Copilot mitfahren, den Streckenposten helfen und letztlich als Mitfahrer die abschließende Nachtrallye genießen.
Gemeinsame Interessen verbinden
Vor nicht langer Zeit veröffentlichte ich einen Artikel über Max und seine Mitsubishi-Oldtimer. Auch Tilo ist in der Szene der japanischen Klassiker unterwegs. Er betreibt ein Autohaus und besitzt die wohl umfangreichste Mitsubishi-Sammlung, die es in Europa gibt. Seine Schmuckstücke hat er weltweit zusammengekauft. Auch Max ist ihm bekannt und so stieß Tilo auf meinen Blog. Das gemeinsame Hobby rund um das Thema Oldtimer veranlasste ihn, mich via Facebook zu kontaktieren und zu seiner Jubiläumsrallye einzuladen.
Natürlich nahm ich das Angebot dankend an. Wann habe ich sonst die Möglichkeit, so nah am Geschehen zu sein? Also machte ich mich mit meinem alten Motorrad auf den Weg ins gut 300 Kilometer entfernte Fränkische Seenland.
Was ist die Oldtimer-Classic-Rallye?
Vorab: Es handelt sich hier nicht um eine „scharfe“ Rallye mit fliegenden Autos. Die Oldtimer-Classic-Rallye ist eine Gleichmäßigkeitsrallye. Die Old- und Youngtimer werden auf öffentlichen Straßen bewegt. Nicht die Schnellsten gewinnen. Ziel der Übung ist es, die Strecke in einem vorgegebenen Zeitraum zu absolvieren. Das heißt: nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Hört sich leicht an? Nein, ist es nicht. Es gehört viel Übung dazu. Die Zusammenarbeit zwischen Fahrer und Copilot muss schon hervorragend funktionieren.
Die Strecke führte etwa 300 Kilometer durch das wunderschöne Fränkische Seenland und war mit vielen Lichtschranken zur Zeitmessung gespickt. Dennoch werden die Oldtimer recht zügig bewegt. Alle Fahrzeuge müssen den Vorschriften der StVZO entsprechen. Interessant ist diese Art von Rallye vor allem für Oldtimerbesitzer, die ihre Klassiker nicht zu sehr beanspruchen wollen, aber dennoch den sportlichen Anspruch suchen.
Für jene, die nicht an der Wertung teilnehmen wollten, gab es eine Ausfahrt. Auch diese enthielt ein paar kleine Aufgaben wie beispielsweise die Bildersuche. Insgesamt waren etwa 100 Fahrzeuge am Start. Rund 60 davon fuhren die Wertung mit. Das Leistungsspektrum der teilnehmenden Fahrzeuge lag zwischen 26 PS (Trabant 601) und 600 PS (Audi Sport Quattro S1/E2).
Als Copilot im BMW 2002 ti
Um sechs Uhr war die Nacht für mich zu Ende. Nach meiner Morgentoilette machte ich mich mit meinem Motorrad vom Hotel auf den Weg ins etwa 16 Kilometer entfernte Heideck. Leichter Nieselregen. Ich hoffte, dass es besser wird. Nach meiner Ankunft blieb es bei leichtem Regen. Es gab ein Rallye-Frühstück und eine Fahrerbesprechung. Auch die letzten technischen Abnahmen wurden noch erledigt. Kurz vor dem offiziellen Start um 9 Uhr wurde das Wetter jedoch besser.
Den Start durfte ich als Copilot im BMW 2002 ti (Baujahr 1974) von Maximilian erleben. Startnummer 53. Copilot trifft es hier tatsächlich deutlich besser als Beifahrer. Denn ich hatte die Aufgabe des Navigators. Eine umfangreiche Roadmap gibt die Strecke vor. Jeder Abzweig, jede Kreuzung, jeder Kreisverkehr und Ähnliches sind mit genauen Entfernungsangaben erfasst. Es wird nicht mit einer Karte gefahren. Viele Rallyefahrzeuge sind mit modernen Geräten ausgestattet, die die Arbeit erleichtern. Gerade was die Zeiten angeht. Die sind nun mal wichtig für die Gleichmäßigkeit. Aber eine solche Ausstattung ist nicht unbedingt nötig. Besonders für jene, die nur selten oder einmalig an einer solchen Veranstaltung teilnehmen, genügt eine App für das Smartphone.
Es bedarf etwas Übung um das System zu verstehen und dem Fahrer rechtzeitig die richtigen Anweisungen zu geben. Aber es klappte auf Anhieb sehr gut. Also keine Scheu wenn ihr das erste Mal an einer solchen Veranstaltung teilnehmen wollt. Es ist kein Teufelszeug! Vor allem: Es geht ja letztlich nicht darum auf Biegen und Brechen Erster zu werden. Dabei sein ist alles!
Bis zum Mittagsstopp fuhr ich mit dem BMW mit. Streckenweise sehr zügig. Das gute Stück war für solche Einsätze optimiert. Fahrwerk, Motoraufhängung und Motoreinstellungen waren entsprechend angepasst. Das Fahrgefühl: puristisch, laut und hart. So wie es sich für einen Rallyewagen gehört.
Mittagsstopp bei bestem Wetter mit einigen Einlagen
Gegen 13 Uhr trafen wir bei Sonnenschein auf dem Gelände der Firma Henglein zu einer Mittagspause ein. Der Schweinebraten mit Kloß und Weißkrautsalat war verdammt lecker! Frisch gestärkt hab ich mir noch einige Fahrzeuge und den Start zu einer kleinen Wertungsrunde (Zeitmessung) angeschaut. Der eine oder andere Fahrer ließ es sich nicht nehmen, ein paar schwarze Streifen auf den Asphalt zu zaubern.
Von dort ging es für mich mit Helmut weiter. Er gehört zum Streckenteam. Gemeinsam fuhren wir zum letzten Zwischenziel der Rallye, wo wir die Fahrzeuge samt Startzeit notierten. Ein sich schnell näherndes Unwetter sorgte für Sturmböen und Starkregen. An dieser Stelle sei gesagt: Die Jungs und Mädels, die an der Strecke stehen und für einen perfekten Ablauf sorgen, werden oft in der Berichterstattung vergessen. Zu Unrecht. Sie stehen bei Wind und Wetter draußen und opfern ihre freie Zeit dafür, dass ein solches Spektakel stattfinden kann. Sie sichern die Strecke, sorgen für den reibungslosen Betrieb der Lichtschrankenmessung, betreuen die Stempelstellen und vieles mehr. Großen Dank an euch. Ohne euch wär das alles nicht möglich!
Nach Abfahrt des letzten Rallyeteams fuhren wir zurück zum Start/Ziel. Da zeigte sich schon: Die Straßenverhältnisse aufgrund des Unwetters sorgten natürlich für große Herausforderungen. Viel Laub und Äste auf der Straße und natürlich Wasser. Letztlich schafften es alle Fahrzeuge ins Ziel. Halt – zwei technische Ausfälle gab es wohl. Aber auch diese Oldtimer kamen am Ende ins Ziel.
Nicht zu beneiden aber trotzdem Spaß!
Die Startnummer 39 hatte durch das Unwetter wohl am meisten zu kämpfen. Das Fahrzeug – ein Westfield Eleven Sports – ist ein offener Rennwagen (Nachbau des Lotus Eleven) von 1964 und besitzt kein Verdeck. Auch die kurze Windschutzscheibe bietet wenig Schutz. Aber das Team war wohlgelaunt und war mit der passenden Regenkleidung ausgestattet. Nach der Rallye erzählte mir der Fahrer mit einem Lächeln im Gesicht, dass er schon schlimmere Wolkenbrüche erlebt hat. Letztes Jahr war der Regen wohl derart heftig, dass das Bordbuch im Anschluss nur noch Pappmaschee war.
Nachtrallye ja oder nein?
Rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit waren alle im Ziel. Der Wetterbericht hatte für einige Verunsicherung gesorgt, ob die geplante Nachtfahrt überhaupt stattfinden kann. Einige Teams hatten bereits von sich aus abgesagt. Die Entscheidung fiel beim Abendessen. Wir fahren! Das Wetter hatte sich wieder beruhigt. Ich bat Tilo darum, mir eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Das tat er prompt. Und zwar eine, die in nächster Zeit eine eigene Geschichte verdient. Maximilian und sein Vater Klaus leben nicht weit von mir entfernt. Purer Zufall, dass der Fahrer dieses BMW ebenso heißt wie der meiner ersten Etappe. Und ebenso zufällig war es wieder ein BMW.
Nicht zu unterschätzen: Ein Nachwuchstalent!
Maximilian ist 19 Jahre alt. Die Führerscheinprüfung hat er mit 17 Jahren bestanden und hat mit dem begleiteten Fahren begonnen. Vater Klaus und Sohn suchten nach einem Projekt, welches sie als Vater-Sohn-Gespann gemeinsam realisieren wollten. Klaus ist schon lange in der Oldtimerszene unterwegs und besitzt selbst 5 Klassiker. So entschieden sie sich, Oldtimer-Gleichmäßigkeitsrallyes zu fahren. Maximilian am Steuer und Klaus an seiner Seite. Die Suche nach einem passenden Fahrzeug endete mit einem BMW 323i (E21), Baujahr 1981 und 143 PS. Abgesehen von Beleuchtung, Fahrwerk und Rallye-Computer wurde nicht viel geändert. Das ist bei dieser Art von Rallye auch nicht nötig und macht das Auto auch alltagstauglich.
Einige Rallyes hat Maximilian bereits bewältigt. Nicht selten mit einem Sieg, auch über deutlich erfahrenere Teams. In der Wertung der Klasse Fahrzeuge Baujahr 1976–1985 hat er es diesmal auf Platz 3 geschafft. Die Nachtetappe meisterte er auf Platz 2! Respekt!
Schnell kamen wir ins Gespräch. Nur allzu viel ging natürlich nicht. Die beiden mussten sich natürlich auf die Strecke und die Zeiten konzentrieren. Ich konnte die Fahrt vom Rücksitz aus beobachten. Was durchaus seine Vorteile hat. Es ist interessant, was so alles zu beachten ist. Wie die Zeiten an den Lichtschranken optimal eingehalten werden können.
Was soll ich sagen? Die Fahrt war spannend und ich habe sehr viel über die zwei und über den Rallye-Sport erfahren.
Eine rundum gelungene Rallye!
Mein Fazit? Wie die Zwischenüberschrift es schon ausdrückt. Tilo hat eine wirklich tolle Rallye-Veranstaltung auf die Beine gestellt. Dieses Jahr war es bereits die fünfte. Er hatte nur wenig Zeit für mich. Aber das ist wohl sehr verständlich und völlig in Ordnung. Hatte er doch die gesamte Organisation am Hals und insgesamt rund 200 Oldtimerfreunde dort. Natürlich tauchen immer wieder Fragen bei den Gästen auf, Anrufe der Streckenposten oder anderer Beteiligter oder einfach ein kurzer Smalltalk. Kein Problem. Tilo werde ich in absehbarer Zeit erneut treffen. Seine Geschichte und natürlich auch seine Mitsubishi-Sammlung reizen mich und sind definitiv eines eigenen Artikels würdig.
Mir hat es sehr gut gefallen. Viel Abwechslung, interessante Leute, coole Gespräche und tiefe Einblicke in den Ablauf einer solchen Veranstaltung. Das erlebe ich nicht jeden Tag! Zudem gab es jede Menge wirklich toller Fahrzeuge zu sehen. Ein Westfield Eleven Sports, zwei Audi Quattro vom DMI-Team (Replikas der Rallyeautos, die Walter Röhrl einst fuhr), einige tolle Porsche (unter anderem zwei 356er), ein Renault Alpine A110 und viele weitere Raritäten. Viele Bilder findet ihr auch auf meinem Facebook-Profil.
Natürlich möchte ich auch erwähnen, dass es nicht nur automobiles gab. Wir wurden auch kulinarisch bestens versorgt. Dafür haben sich Tilos Vater Herbert, die Schwester Sieglinde und der Neffe Felix in die Bresche geschlagen. Auch bei der Organisation und bei der technischen Abnahme konnte Tilo auf tatkräftige Unterstützung seiner Familie setzen. Seine zweite Schwester Tanja und ihr Mann Achim kümmerten sich darum.
Mein großer Dank geht an Tilo und seine Frau Anja! Was wäre mein Blog ohne Menschen wie euch, die mir Einblicke geben und Material für tolle Geschichten?
Weiter möchte ich mich bei Helmut bedanken. Er war mit seinen 76 Jahren und einem schwer angeschlagenen Knie trotzdem als Streckenposten dabei. Wir hatten eine tolle Zeit!
Nicht zuletzt mein Dank an Maximilian, den Fahrer meiner ersten Mitfahrgelegenheit, und nicht zu vergessen: Maximilian (ich nenne ihn mal Maximilian 2) und Klaus für die tolle Nachtfahrt! Wir sehen uns wieder!
Gern lese ich eure Kommentare zu diesem Artikel. Vielleicht warst Du ja dabei und hast noch eine kleine Anekdote? Nur zu!
Du hast selbst einen Oldtimer und interessante Storys erlebt? Dann melde Dich gern über das Kontaktformular! Vielleicht besuche ich auch Dich.








Servus, also ich war auch auf dieser Veranstaltung mit meinem Fahrzeug dabei, aber es waren nur ca 65 Rallyeteilnehmer und ca. 30 Ausfahrer und keine 200!
Und noch was…. ich weiß von 3 Veranstaltungen die Thilo dieses Jahr gemacht hat und nicht 5! Naja, vielleicht hat er uns 2 zusätzliche Veranstaltungen verheimlicht 🤔 Grüße aus Mittelfranken
Hallo Gudrun, danke für den Hinweis. Mit den Teilnehmern hast Du tatsächlich recht. Ich hatte mich auf Informationen vom Samstag (vor der Veranstaltung) berufen. Wird natürlich korrigiert. Was die 5. Rallye angeht, ist es allerdings vollkommen richtig, dass es die 5. war. Seit 2020 ist Tilo mit der Rallye am Start.
Hallo Gudrun, er hatte ja in seinem Bericht von 200 Teilnehmern geschrieben, was bei 100 Fahrzeugen ja richtig ist. Und tatsächlich sind mir mit scheinbar Sicherungs- und Abschlussfahrzeugen 108 Fahrzeuge vor die Linse gekommen. Ich fand die Ausfahrt bewundernswert und finde den Bericht richtig toll und der macht Lust auf mehr.
Hallo Christian! Vielen Dank für Dein Lob.
Das klingt nach einer spannenden Veranstaltung und einem tollen Erlebnis! Vielen Dank für den interessanten Bericht und die Fotos – das macht Lust auf mehr!
Hallo Anja! Vielen Dank für Deinen Kommentar. Da hast Du recht. Es war meine erste Rallye-Veranstaltung, bei der ich hinter die Kulissen schauen durfte. Es war mega!